Das Post-Covid-Syndrom (PCS) bezeichnet eine charakteristische Symptomkonstellation, die über 12 Wochen nach einer Infektion mit dem Sars-CoV2-Virus hinaus besteht. Im Reha-Zentrum Todtmoos, Klinik Wehrawald der DRV Bund wurden im Jahr 2020 ca. 250, im Jahr 2021 ca. 450 und im Jahr 2022 ca. 400 Rehabilitand*innen mit PCS in den Abteilungen Pneumologie, Psychosomatik und Psychopneumologie behandelt.
In den Aufnahmebefragungen ergibt sich das Bild, dass die motorische und kognitive Fatigue (als erlebte Erschöpfung) zu den beiden Kernsymptomen des PCS gehören. Als drittes Charakteristikum ist der Verlauf zu benennen, mit der von Tag zu Tag als stark schwankend erlebten Leistungsfähigkeit.
Das PCS umfasste weiterhin bei der überwiegenden Zahl der Rehabilitand*innen Belastungsdyspnoe, Schlafstörungen sowie Muskel-und Gelenkschmerzen. In der Diagnostik fielen selten schwere strukturelle Veränderungen auf, vielmehr funktionelle Veränderungen: Dekonditionierung, dysfunktionale Atmung, kognitive Störungen sowie einen zumeist überfordernden oder seltener vermeidenden Umgang der Betroffenen mit der Fatigue-Symptomatik.
Diese funktionellen Veränderungen lassen sich im Rahmen der Rehabilitation gut behandeln: Insbesondere die körperliche Leistungsfähigkeit lässt sich deutlich steigern. Die Atemphysiotherapie ermöglicht zumeist die Überwindung der dysfunktionalen Atmung. Auch die kognitiven Einschränkungen lassen sich abmildern. Pacing-Strategien werden vermittelt und umgesetzt, um die Auftrittswahrscheinlichkeit von PEM (post-exertionale Malaise) oder gar "crashs" zu vermeiden.
Für die Behandlungsplanung in der Rehabilitation, aber auch später beim beruflichen Wiedereinstieg mittels teilweise lang andauernden, individuell gestalteten Stufenweisen Wiedereingliederungen (SWE) oder einer vorübergehenden Anpassung des beruflichen Anforderungsprofils ist das PCS anspruchsvoll.
PCS verlangt von den Behandlern und Betroffenen Geduld, Sachkunde, Empathie und Kreativität bei grundsätzlich sehr positiver Prognose, soweit keine schweren strukturellen Veränderungen vorliegen. Die erhöhten Anforderungen spiegeln sich nicht nur in der klinischen oder beruflichen Praxis wider: Evidenzbasiert scheint die graded excerise therapy (GET) als Pacing bei PCS nicht empfehlenswert zu sein – somit wäre eine "normale stufenweise Wiedereingliederung", die konzeptuell der GET entspricht, nicht zielführend.
Rein am Befinden orientierte Pacing-Ansätze sind in der Regel hingegen weniger erfolgreich, da sie Vermeidung Vorschub leisten können. In diesem Workshop werden die Grundformen des PCS, diagnostische und therapeutische Maßnahmen sowie Strategien für die berufliche Integration bei PCS vorgestellt und gemeinsam erarbeitet.