Studie

Noroviruserkrankungen in Deutschland. Eine Methodenmixstudie zur Einschätzung der Epidemiologie und möglicher Barrieren bei der Erfassung der "wahren" Inzidenz

Kurzname: NoroEpi

Die Infektion mit dem Norovirus (NoV) ist die häufigste Ursache der viralen Gastroenteritis in Europa und Nordamerika. Aus arbeitsmedizinischer Sicht betreffen Norovirusausbrüche häufig auch das Personal von Kliniken und Gemeinschaftseinrichtungen und verursachen auch hier erhebliche ökonomische Verluste. Die Prävention und Begrenzung von Norovirusausbrüchen sollte daher auch als ein Interventionsfeld des beruflichen Infektionsschutzes Arbeitsschutzes angesehen werden.

Es ist allgemein anerkannt, dass das "wahre" Ausmaß der NoV-Inzidenz in der Bevölkerung und bei exponierten Berufsgruppen in Deutschland nicht bekannt ist. Die aktuelle Regelung des Infektionsschutzgesetzes deutet auf eine deutliche Unterschätzung hin, da seit 2011 nur noch die im Labor bestätigten Fälle an die regionalen Gesundheitsbehörden gemeldet werden. Klinisch-epidemiologische u.a. Fälle können, müssen aber nicht mehr gemeldet werden.

Die gesundheitspolitische Relevanz von Noroviruserkrankungen ist in Deutschland insgesamt eher gering. In der Bevölkerung, aber auch bei Ärzten wird die Erkrankung, deren Symptome nur einige Tage dauern, für nicht besonders wichtig gehalten.

Da sich wirksame NoV-Impfstoffe derzeit in der Entwicklung befinden, sollten epidemiologische und gesundheitsökonomische Daten  verfügbar sein, bevor ernsthafte Diskussionen über den Wert zukünftiger Impfungen (z.B. Universalimpfung oder Impfung von Risikogruppen) angestoßen werden.

Die NoroEpi Studie wurde als Vorstudie für eine bessere Einschätzung der Epidemiologie und möglicher Barrieren bei der Erfassung der "wahren" Inzidenz konzipiert und 2017-2018 als Methodenmix-Projekt durchgeführt. Ziel war es, Informationen über Noroviruserkrankungen in Deutschland bei Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter zu sammeln. Dabei ging es um die Bewertung des Ausmaßes der Datenuntererfassung im Meldewesen und der entsprechenden Gründe, um die berufsbezogene Bedeutung der Erkrankung sowie die Anregung einer Diskussion auf wissenschaftlicher und arbeitsschutzbezogener Ebene.

Die von TAKEDA (www.takeda.com) finanziell unterstützte Methodenmix-Studie beinhaltete folgende Arbeitspakete:

  • Abschätzung der Belastung durch NoV-Gastroenteritis für Beschäftigte in verschiedenen beruflichen Settings.
  • Vergleich von Sekundärregisterdaten der gesetzlichen Krankenversicherung und des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung mit den Berichtsdaten der nationalen Gesundheitsbehörde (Robert Koch-Institut).
  • Standardisierte Befragungen von Hygienefach- und Pflegepersonal sowie Betriebsärzten.

 

Letzte Bearbeitung: 15.1.2020

Publikationen

Hofmann FM, Olawumi E, Michaelis M, Hofmann F†, Stößel U (2020): Challenges in Infection Epidemiology: On the Underreporting of Norovirus Gastroenteritis Cases in Germany. Int. J. Environ. Res. Public Health 17 (1), 314. DOI 10.3390/ijerph17010314

Michaelis M, Olawumi E, Stößel U, Hofmann F†, Schulz-Stübner S (2019): Kooperation mit Betriebsärzten bei Norovirusausbrüchen im Krankenhaus an den Schnittstellen des Arbeits- und Patientenschutzes. Ergebnisse einer Umfrage von Hygienefachpersonal. Umweltmed – Hygiene – Arbeitsmed 24 (3) 119–126  

Stößel U, Michaelis M, Olawumi E, Hofmann F (2018): Norovirus-Gastroenteritis - eine arbeitsmedizinisch bedeutsame Infektionskrankheit? In: Hofmann F, Reschauer G, Stößel, U (Hrsg.): Arbeitsmedizin im Gesundheitsdienst (Bd. 31). Edition FFAS, Freiburg, 114-124

Michaelis M, Olawumi E, Stößel U, Hofmann F (2018): Norovirus-Gastroenteritis in der Pflege. Die Schwester Der Pfleger 57(3), 60-63. https://www.dbfk.de/media/docs/download/DBfK-Aktuell/Norovirus-Gastroenteritis-in-der-Pflege.pdf

Michaelis M, Hofmann FM, Stößel U, Hofmann F (2017): Norovirusausbrüche und Kooperation zwischen Hygienepersonal und Betriebsärzten im Krankenhaus. Zbl Arbeitsmed 67 (6): 309-313. DOI:  10.1007/s40664-017-0206-0

Hofmann F , Stößel U, Michaelis M (2017):  Norovirus-Gastroenteritis - eine unterschätzte Infektionskrankheit? Überlegungen zur Qualität institutioneller Daten. In: Hofmann F, Reschauer G, Stößel, U (Hrsg.): Arbeitsmedizin im Gesundheitsdienst (Bd. 30). Edition FFAS, Freiburg, 118-130.

Hofmann F (2014): Norovirus-Infektionen: Häufigkeit, Charakteristik, Prävention. In: Hofmann F, Reschauer G, Stößel U (Hrsg.): Arbeitsmedizin im Gesundheitsdienst (Bd. 27). Edition FFAS, Freiburg, 141-145